Cities

Mikromobilität im ländlichen Raum

January 11, 2024

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E-Scooter und andere Formen der Mikromobilität haben das Potenzial, alle Städte positiv zu verändern und die Abhängigkeit vom privaten PKW zu reduzieren, unabhängig von Größe oder Einwohnerzahl. Verkehrsstaus, Lärmbelastung und Luftverschmutzung sind Probleme für Gemeinden in ganz Deutschland. Um die Mobilitätswende voranzutreiben und einen sicheren und angenehmen Raum für alle Bewohner*innen zu schaffen, bietet TIER geteilte Mikromobilitätslösungen auch in kleinen und mittelgroßen Städten und Gemeinden an und ergänzt den Mobilitätsmix um eine nachhaltige Form der Fortbewegung.

Dabei hat der partnerschaftliche Dialog mit den Gemeinden für TIER oberste Priorität und ist einer der Eckpfeiler der Unternehmensstrategie. Der offene Austausch mit verschiedenen Interessengemeinschaften ist essentiell, um in einer Stadt zu starten und einen E-Scooter-Service erfolgreich zu etablieren. Außerdem spielen Faktoren wie Topographie, Einwohnerdichte und Infrastruktur für Mikromobilität, wie z.B. Fahrradwege, sowie das bestehende Nahverkehrsangebot eine wichtige Rolle. Aber auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebs in einer Stadt muss gegeben sein.

Seit dem Start in Deutschland hat TIER wichtige Erfahrungen gesammelt, wie geteilte Mikromobilitätslösungen erfolgreich in Gebieten fernab der Metropolen etabliert werden können. Neben Großstädten ist das Unternehmen auch in zahlreichen kleinen und mittelgroßen Städten aktiv. Deutschlandweit bietet der Berliner Mikromobilitätsanbieter seit dem Start im Juni 2019 seinen E-Scooter-Service in insgesamt 101 Städten an. Davon haben 39 Städte weniger als 100.000 Einwohner.

Kleine Gemeinden und die starke Abhängigkeit vom privaten Auto

Das begrenzte Angebot an alltagstauglichen Mobilitätsalternativen führt in ländlichen Regionen häufig zu einer starken Abhängigkeit vom privaten PKW. Neben den negativen Auswirkungen der verstärkten Autonutzung auf die Umwelt und die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer, ist die Abhängigkeit aber auch für Menschen ein Problem, die sich kein eigenes Auto leisten können oder (noch) keinen Führerschein besitzen.

Öffentliche Verkehrsmittel sind für Menschen in ländlichen Regionen hingegen nur selten eine echte Alternative zum privaten PKW und decken die Mobilitätsbedürfnisse meist nicht ab. Die fehlende Attraktivität des ÖPNV in Kleinstädten liegt dabei nicht nur an der Entfernung zur nächsten Haltestelle und der Taktung, sondern auch an fehlenden zuverlässigen Verbindungen, umständlichen Umsteigemöglichkeiten, vernachlässigten Haltestellen und komplizierten Tarifen.

Mikromobilitätsdienste können in Verbindung mit dem ÖPNV für Entlastung sorgen, werden in ländlichen Gebieten jedoch aus wirtschaftlichen Gründen in der Regel nicht angeboten. Das liegt auch an der unzureichenden Infrastruktur. Radwege verlaufen oft auf Landstraßen und Abstellflächen sind häufig kaum vorhanden. Hier bedarf es eines zeitnahen und flächendeckenden Auf- und Ausbaus der dringend benötigten Infrastruktur für E-Scooter und Fahrräder.

Gemeinsam mit dem ÖPNV und anderen nachhaltigen Mobilitätsoptionen können E-Scooter einen wichtigen Beitrag für die Mobilitätswende leisten. Deshalb setzt sich TIER für eine stärkere Berücksichtigung der Mikromobilität im Rahmen der kommunalen Verkehrsplanung und der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen in den Städten und Kommunen ein. So braucht es nicht nur sichere und attraktive Mobilitätsoptionen, sondern gleichermaßen einen verkehrspolitischen Rahmen, der eine Verlagerung zugunsten nachhaltiger Verkehrsträger ermöglicht.

Pfullingen als Positivbeispiel

Dass Mikromobilität im ländlichen Raum auch funktionieren kann, hat TIER in der Neckar-Alb-Region bewiesen. Ausgehend von Reutlingen, wo das Unternehmen seit Dezember 2020 aktiv ist, wurde der Betrieb im August 2022 auf Pfullingen ausgeweitet. E-Mobilität spielt für die Stadt eine tragende Rolle bei der Entwicklung des Mobilitätskonzepts PFULLINGEN 2035. Mit Präsentationen sowohl vor dem Bauausschuss, als auch beim Arbeitskreis „Fachforum MOBILITÄT“, hat TIER seine Visionen für flexible und nachhaltige Fortbewegung vorgestellt. Gemeinsam mit der Stadt wurden die Rahmenbedingungen für den E-Scooter- und E-Bike-Verleih festgelegt, sowie das Betriebsgebiet und vordefinierte Park- und Verbotszonen.

Zum Start in Pfullingen organisierte TIER ein Fahrsicherheitstraining, um die Bürger*innen unterschiedlicher Altersklassen über die korrekte Nutzung der Fahrzeuge aufzuklären und den sicheren Umgang zu schulen. Trotz einer kleinen Flotte waren die Nutzerzahlen im ersten Jahr sehr zufriedenstellend: Insgesamt haben 2.673 TIER-Nutzer*innen 21.564 Fahrten mit den TIER-Scootern und -Bikes durchgeführt und dabei eine Strecke von 33.460 Kilometern zurückgelegt. Für eine Kleinstadt mit einer Bevölkerung von nur 19.000 Einwohner*innen zeigen die Zahlen, dass die TIER-Fahrzeuge mittlerweile fester Bestandteil im Mobilitätsmix der Menschen sind.

Maßgeblich zur Entscheidung beigetragen in Pfullingen aktiv zu sein, hat die hohe Anzahl an Pendler*innen. Gemessen an der Einwohnerzahl hat Pfullingen enorme Pendlerströme (ca. 12.682 tägliche Pendlerbewegungen). Um diese bewältigen zu können, braucht es Alternativen zum privaten PKW. Ein Mix aus Mikromobilität und ÖPNV kann dazu beitragen, die Innenstadt vom motorisierten Verkehr zu entlasten und damit ein wichtiger Baustein für die Mobilitätswende sein. Damit diese auch in Kleinstädten gelingen kann, bedarf es dafür auf lange Sicht jedoch finanzielle Förderungen vom Bund bzw. den Ländern.